Print ist tot? Ganz und gar nicht! Allerdings müssen Fachmagazine am Puls der Zeit bleiben – und zwar konzeptionell, inhaltlich und optisch. Ein Fachmagazin alle paar Jahre einem Relaunch zu unterziehen, ist darum unerlässlich. Aber worauf kommt es dabei an? Wir verraten es Ihnen!
20. November 2019
Customer-Centricity ist eines der Buzzwords, die momentan die Runde machen. Dabei geht es darum, den Kunden jederzeit in den Mittelpunkt des unternehmerischen Denkens und Handelns zu stellen. Auch Magazinmacher und Chefredakteure kommen nicht daran vorbei. Sie sind gefordert, das eigene Produkt immer wieder kritisch zu hinterfragen:
Spätestens dann, wenn Redaktionen diese Fragen nicht voller Überzeugung bejahen können, ist es Zeit für einen Relaunch. Besser ist es natürlich, wenn sie dem Altern ihres Fachmagazins proaktiv vorbeugen und es bereits neu aufstellen, bevor es seine Attraktivität verliert.
Die Art und Weise, ein Magazin auf konzeptionell, inhaltlich und optisch neue Füße zu stellen, ist von der jeweiligen Zielgruppe abhängig. Bei Consumer-Magazinen, die auch über den stationären Point-of-Sale verkauft werden, ist von einem umfassenden Rundumschlag eher abzuraten. Zu groß wäre das Risiko, die treue Stammleserschaft mit einem völlig neuen Konzept samt ungewohntem Titelblatt zu vergraulen. Denn: Wem das Heft nicht gefällt, der kauft es am Kiosk nicht. Hier ist es ratsam, kleine Anpassungen peu à peu – und damit von den Lesern oftmals unbemerkt – vorzunehmen, etwa im Hinblick auf die Farbgebung oder die Einführung beziehungsweise Ablösung von Rubriken. Ganz anders gestaltet sich die Situation, wenn es um den Relaunch eines Fachmagazins geht, das nicht im Handel erhältlich ist, sondern eigens für eine fachkompetente Zielgruppe gedruckt wird. Um up-to-date zu bleiben, ist ein kompletter Relaunch alle fünf bis spätestens sieben Jahre anzuraten. Das ist nicht zuletzt wichtig, um Anzeigenkunden zu halten und zu gewinnen. Sie möchten schließlich in ansprechenden Magazinen werben. Anders als im B2C-Sektor darf die Überarbeitung gern spektakulär sein und für Aufsehen in der jeweiligen Branche sorgen. So wie der jüngste Relaunch von DW Die Wohnungswirtschaft.
Über die Hintergründe und das Ergebnis des Relaunchs haben wir mit Chefredakteurin Ulrike Trampe gesprochen:
Liebe Ulrike, warum war es Zeit für einen Relaunch der „DW Die Wohnungswirtschaft“?
Nachdem unser Magazin vor gut einem Jahr 70-jähriges Jubiläum gefeiert hat, brauchte es eine neue Designnote. Der letzte Relaunch liegt rund sieben Jahre zurück. Es war einfach Zeit, etwas Neues anzubieten. Die auffälligste Neuerung gibt es nun am Layout. Vor sieben Jahren hatten wir uns für abgerundete Ecken entschieden, angelehnt an das iPhone, das damals auf seinem Zenit stand. Doch das ehemals bahnbrechende Mobilgerät hat sich nicht weiterentwickelt, auch die neuesten Smartphones haben nach wie vor abgerundete Ecken. Unser Magazin sollte kein Auslaufmodell sein.
Welche Überlegungen lagen dem Relaunch zugrunde?
Für einen Relaunch gibt es in der Regel zwei Gründe: Er bildet die Basis, um Leser und Anzeigenkunden auch zukünftig zufriedenstellen, im besten Fall begeistern zu können. Ohne Leser und Anzeigenkunden ist kein Magazin tragbar. Um beide Zielgruppen zu erreichen, braucht es neben einer einzigartigen Story auch ein hochwertiges Qualitätsprodukt, das sowohl inhaltlich als auch optisch überzeugt. Um das sicherzustellen, hinterfragen wir unser eigenes Tun permanent. Wir führen zum Beispiel alle fünf Jahre eine Leserstrukturanalyse durch: Wer liest unser Magazin? Wie lange dauert die Lektüre? Welche Artikel und Rubriken kommen besonders gut an? Aus den Ergebnissen müssen wir dann die richtigen Schlussfolgerungen ziehen: Sind wir thematisch auf der Höhe der Zeit? Verwenden wir die richtigen Rubriken? Fragen dieser Art haben wir uns unzählige gestellt.
Was habt Ihr konkret verändert?
Unser altes Heft war schon sehr schick, aber das neue Magazin ist ein Meilenstein, mit dem wir ein zukunftsfähiges Produkt entwickelt haben. Wie schon gesagt, gab es die auffälligsten Anpassungen am Layout. Das neue Magazin ist sehr aufgeräumt, mit neuen Schriften und Farben. Das bewährte Grün schafft einen hohen Wiedererkennungswert. Daneben gibt es ganz neue Farbwelten, mit denen wir echten Mut bewiesen haben: Grafiken und Tabellen sind heute unter anderem in einem Rosa-Ton gehalten. Ältere Mitarbeiter waren anfangs skeptisch, jüngere sofort begeistert. Auch Anzeigenkunden und Partner, denen wir das runderneuerte Magazin im September präsentiert haben, hat die mutige Farbgebung auf Anhieb überzeugt. Neu ist auch das Papier. Es ist weißer und dicker – und damit sehr viel hochwertiger als früher. Die Farben haben eine enorme Tiefe und kommen auf dem Papier toll raus.
Neben diesen optischen Anpassungen gibt es auch inhaltliche Neuerungen. Wir haben uns von einer Rubrik verabschiedet und bestehende Rubriken zusammengefasst. Das macht das Magazin inhaltlich schlanker und übersichtlicher. Und es ist einfach näher an der Lebenswelt der Leser. Wichtig ist, aktuelle Entwicklungen auch strukturell zu berücksichtigen und sie im Magazin entsprechend abzubilden.
Welche Strategie habt Ihr mit dem Relaunch verfolgt?
Unsere Leser sind für uns das Wichtigste. Unser aller Tun ist stets auf ein Ziel hin ausgerichtet: Wir wollen unsere Leser halten und neue Leser von uns überzeugen. Natürlich ist die „DW Die Wohnungswirtschaft“ kein Consumer-Magazin, das ganz andere gestalterische und konzeptionelle Möglichkeiten hat. Wir haben den Anspruch, ein schönes Produkt herzustellen. Fachinformation darf Spaß machen! Von diesem Credo bin ich absolut überzeugt. Und um ein schönes Produkt präsentieren zu können, sind ästhetische Aspekte selbstverständlich sehr wichtig. Alle Menschen, nicht nur unsere Leser, beschäftigen sich viel eher mit einem Thema, wenn es ansprechend aufbereitet ist. Nehmen wir als Beispiel unser „Thema des Monats“, in das immer ein anderer Pate einführt. Das Besondere: Eine Künstlerin fertigt jetzt für jede Ausgabe ein Portrait des jeweiligen Paten an. Diesen Aufwand leisten wir uns, weil es uns wichtig ist, liebevoll mit unseren Inhalten umzugehen.
Mit welchen Herausforderungen wart Ihr beim Relaunch konfrontiert?
Man mag es kaum glauben, aber die größte Herausforderung war tatsächlich das neue Papier. Unsere Druckerei wollte uns hierbei nicht unterstützen. Wir haben keine Papierproben bekommen, und auch druckspezifische Anpassungen wollte man dort nicht vornehmen. Also haben wir uns kurzerhand für einen neuen Druckpartner entschieden, mit dem wir übrigens sehr zufrieden sind. Intern gab es keinerlei Widerstände. Unser Konzept hat alle überzeugt. Zum Glück!
Liebe Ulrike, wir danken Dir sehr herzlich für das Gespräch und wünschen Dir und Deinem Team viel Erfolg mit der neuen „DW Die Wohnungswirtschaft“!
Worauf es bei der Planung, Vorbereitung und Durchführung von Anzeigen-Kampagnen ankommt, erfahren Sie in unserem Leitfaden: Anzeigen im B2B. Was hat die Sesamstraße mit erfolgreicher Anzeigenschaltung zu tun?
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