#fürEINANDER mit Dr. Wolfgang Achilles: Kehrtwende im War-for-Talents

Insbesondere der Mittelstand wird in den nächsten Monaten einen ungewohnt hohen Bewerberzulauf erfahren – davon ist Dr. Wolfgang Achilles, Geschäftsführer der Jobware GmbH, überzeugt. Im Interview haben wir über die unerwartete Wendung im War-for-Talents gesprochen und wie sich Recruiting-Prozesse optimieren lassen.


#fürEINANDER mit Dr. Wolfgang Achilles: Kehrtwende im War-for-Talents
© Jobware

Herr Dr. Achilles, die Corona-Pandemie stellt die Arbeitswelt auf den Kopf. Mit der Initiative #fürEINANDER wollen wir Unternehmen auf der Media Lounge mit Empfehlungen unterstützen und Erfahrungen teilen. Wie macht sich die Krise bei Ihnen bemerkbar und wie gehen Sie damit um?

Zu allererst haben wir alle Anstrengungen unternommen, unsere Mitarbeiter vor einer Ansteckung zu schützen, der Ausbreitung der Pandemie Einhalt zu gebieten und den Betrieb sicherzustellen. Drei Viertel unserer Mitarbeiter arbeiten seit Mitte März tagtäglich vom Homeoffice aus. In unseren Büroräumen muss man jetzt sehr laut rufen, um noch von einem der wenigen Kollegen vor Ort gehört zu werden. Zu tun gibt es allerdings genug: Krankenhäuser und Pflegeeinrichtungen, die zur Bewältigung der Krise jetzt händeringend Mitarbeiter suchen, unterstützen wir nach Kräften kostenlos bei der schnellen Optimierung des Recruiting-Prozesses und durch die kostenlose Veröffentlichung von Stellenanzeigen. Normalerweise führt unser Geschäftsbereich Recruiting-Excellence hierzu eine umfassende Untersuchung durch, die den gesamten Recruiting-Prozess auditiert und in einem Ergebnisbericht die Optimierungspotenziale bewertet. Aufgrund der Dringlichkeit, Stellen umgehend zu besetzen, kann dies bei den besagten Arbeitgebern aktuell nicht im vollen Umfang erfolgen. Grundsätzlich kann ich Unternehmen zwei Tipps an die Hand geben, um ihren Recruiting-Prozess zu optimieren:

  • Tipp 1: Terminieren Sie Vorstellungsgespräche intern bereits, bevor Sie überhaupt eine Auswahl an Bewerbern getroffen oder überhaupt Bewerber haben. So können Sie sicherstellen, dass sich alle Gesprächsteilnehmer aus Ihrem Unternehmen den Termin entsprechend blocken und beispielweise nicht im Urlaub sind. Damit minimieren Sie nicht nur die internen Absprachen, sondern beschleunigen auch den Recruiting-Prozess ungemein.
     
  • Tipp 2: Machen Sie Gebrauch von Telefon- und Video-Interviews. Da ein persönliches Kennenlernen momentan großen Einschränkungen unterliegt, verlagern Sie dieses doch einfach ins Digitale. Das schützt nicht nur die Gesundheit Ihrer Bewerber, sondern spart ihnen auch den mitunter langen Anfahrtsweg. Außerdem können Sie auf diese Weise testen, wie fit ihre Anwärter schon in der Nutzung digitaler Tools, wie etwa Webmeeting-Anwendungen, sind.

Wie sollten sich Unternehmen jetzt auf dem Arbeitsmarkt aufstellen?

In den letzten 10 Jahren hat sich der War-for-Talents zunehmend verschärft. Plötzlich herrscht Friede. Zahlreiche große und bekannte Unternehmen stellen kaum noch ein. Für unsere mittelständischen Kunden wird es deutlich leichter, sehr gute Kandidaten für sich zu gewinnen. Wer im Januar noch große Anstrengungen unternehmen musste, um nach passenden Kandidaten zu suchen, kann seine vakanten Positionen künftig schnell und unkompliziert per Stellenanzeige besetzen. Denn: In dieser Situation kommen mittelständische Unternehmen an Anwärter, die sonst von größeren Unternehmen in Beschlag genommen werden. Viele nutzen diese Chance jetzt gezielt.

In der Krise offenbaren sich zudem die tatsächliche Einstellung und wahre Persönlichkeit. Jetzt können Unternehmen die Loyalität der eigenen Mitarbeiter festigen. Das gelingt ihnen am besten, indem sie offen und ehrlich kommunizieren und dadurch Vertrauen schaffen. Nur wenn Unternehmen ihre Mitarbeiter stetig auf dem neusten Stand halten, können sich diese gut aufgehoben fühlen. Auch hier können mittelständische Unternehmen gegenüber Konzernen punkten, da ihre Kommunikationswege wesentlich kürzer sind.

Wie, glauben Sie, wird die Krise Ihre und andere Branchen verändern? Wie sieht die Zeit danach aus?

Wir wissen nicht, wie lange diese Krise dauern wird und welche Branchen sich wie verändern werden. Auch wenn sich Mitte März ein Einstellungsstopp beobachten ließ, ist es erstaunlich, wie viele Unternehmen gerade jetzt Stellenanzeigen nutzen – vor allem in den Branchen Automatisierung, IT, Medizintechnik und Pharma. Insgesamt rechnen wir damit, dass die Zahl der Wechselwilligen beziehungsweise „Wechselgenötigten“ steigen und der Eintritt in das Berufsleben schwerer fallen wird. Hiervon werden die Inserenten von Stellenanzeigen in den kommenden Jahren profitieren, während Active Recruiting, etwa über Business-Netzwerke, in den Hintergrund rücken wird.

Vielen Dank, Herr Dr. Achilles, für das interessante Gespräch und Ihre Einschätzung!

Dr. Wolfgang Achilles ist seit 2007 Geschäftsführer der Jobware GmbH, Paderborn. Im Jahr 1996 gestartet, gehört Jobware zu den führenden Stellenmärkten für Fach- und Führungskräfte in Deutschland. Zuvor hat Dr. Achilles im Jahr 2000 mit der refline AG den ersten Anbieter von e-Recruiting-Lösungen in Deutschland gegründet. Nach Abschluss des Studiums zum Wirtschaftsingenieur an der TU Berlin hat Dr. Achilles in der Wirtschaftsprüfung und Unternehmensberatung gearbeitet und berufsbegleitend in St. Gallen promoviert.

Die Jobware GmbH unterstützt mit ihrer Technologie zahlreiche Verlage und Medienhäusern, unter anderem auch den Haufe Stellenmarkt.

Möglichkeit zur Vernetzung:
Dr. Wolfgang Achilles auf XING
Dr. Wolfgang Achilles auf LinkedIn

Alexander Mahr
Ihr Ansprechpartner bei Haufe Media Sales

für den Stellenmarkt

Tel.: +49 931 2791-452
E-Mail: Alexander.Mahr@haufe-lexware.com