Alexander Hornen ist Geschäftsführer der Digitalagentur L.N. Schaffrath DigitalMedien GmbH und nicht nur von Berufswegen ein bekennender digitaler Enthusiast. Im #fürEINANDER-Interview spricht er darüber, warum jetzt das Bewusstsein für digitale Lösungen wächst und wo deren Potentiale liegen.
19. Mai 2020
Lieber Herr Hornen, mit der Initiative #fürEINANDER bieten wir eine Plattform, um persönliche Erfahrungen und Empfehlungen auszutauschen. In den letzten Wochen ist die Nachfrage nach digitalen Angeboten, wie etwa Webmeeting-Anwendungen, rasant in die Höhe geschossen. Wie wirken sich diese Entwicklung und die Krise generell auf Ihre Digitalagentur aus?
Eines ist klar: In dieser Zeit liegen Freud und Leid nah beieinander. Auf der einen Seite gibt es Kunden, die Aufträge verschieben oder sogar ihre Investitionen in vollem Umfang stoppen. Und auf der anderen Seite stehen die Kunden, die einen starken Zulauf haben – und somit frisches Budget, mit dem sie zusätzliche Kapazitäten buchen. Unsere Agentur bietet zahlreiche Technologien an, die sowohl die Arbeit als auch den Arbeitsalltag erleichtern. Vor allem unsere Lösung mobio, eine Mitarbeiter-App, wird momentan stark nachgefragt. Besonders in Krisenzeiten haben Mitarbeiter ein erhöhtes Bedürfnis, schnell und umfassend über aktuelle Entwicklungen im eigenen Unternehmen informiert zu werden. Die Schwierigkeit dabei ist, dass es nicht möglich ist, mit allen Mitarbeitern direkt zu kommunizieren. Nicht selten existieren nur veraltete und langsame Kommunikationsstrukturen. Oder Mitarbeiter befinden sich außerhalb des eigenen Unternehmens, da sie krank, in Kurzarbeit, im Urlaub oder im Ausland sind. Und auch mit dem guten, alten Intranet erreicht man häufig nur die Mitarbeiter, die einen PC-Arbeitsplatz haben. Lösungen wie eine Mitarbeiter-App können hier helfen. Sie bieten den Vorteil, dass sie auf Firmen- und Privatgeräten flächendeckend verfügbar sind und Informationen über einen geschützten und somit vertrauenswürdigen Kanal in Echtzeit bereitstellen. Damit gehören Verzögerungen in der Kommunikation und Informationsverluste, getreu dem Stille-Post-Prinzip, der Vergangenheit an. Auch für Non-Desk-Worker, wie etwa Produktionsmitarbeiter, Pflege- oder Krankenhauspersonal, ist eine Mitarbeiter-App ideal, um jederzeit Informationen abrufen zu können.
Viele unserer Mitarbeiter arbeiten aktuell vom Homeoffice aus. Langsam macht sich allerdings bemerkbar, dass das Zwischenmenschliche bei den ganzen Web-Meetings zu kurz kommt. Um das etwas auszugleichen, haben wir eine Videokonferenz eingerichtet, bei der wir gemeinsam die tägliche Mittagspause verbringen und einfach „plaudern“. Alles in allem zahlt sich unsere Strategie, konsequent digital zu sein, gerade jetzt aus. Unsere letzte standortgebundene Anwendung haben wir Ende 2019 ersetzt. Seitdem laufen alle Programme, außer rechenintensive Anwendungen wie die von Adobe, im Browser. Cloud-Lösungen, die noch vor Jahren undenkbar waren, sind nun in Zeiten von Homeoffice Gold wert und haben uns einen nahezu geräuschlosen Übergang ins Homeoffice ermöglicht.
Nicht allen fällt es so leicht, sich an die neue Situation anzupassen. Was sind aus Ihrer Sicht die größten Herausforderungen, mit denen Unternehmen zu kämpfen haben? Und welche möglichen Lösungen sehen Sie hier?
Eine der größten Herausforderungen besteht darin, die wegbrechenden Erlöse aus alten Geschäftsmodellen aufzufangen. Unternehmen sollten jetzt den Change mit Volldampf vorwärtsbringen und digitale Geschäftsmodelle etablieren. Wer die Digitalisierung bislang verschlafen hat, hat es nun noch schwerer – das rächt sich. Denn: Einen Tanker wenden zu wollen, ist mit viel Mühe und Zeit verbunden. Darüber hinaus zeigt die aktuelle Situation, dass der klassische Vertrieb an seine Grenzen stößt und beispielsweise ein professionelles Inbound-Marketing unumgänglich ist. Wir selbst setzen dafür auf eine All-in-one-Plattform und generieren so Leads durch Content-Marketing sowie Whitepaper. Das ist viel Aufwand, aber es lohnt sich ungemein. So suchen Interessenten und (potenzielle) Kunden mit Bedarf nach uns, und wir klopfen nicht zur falschen Zeit an die falsche Tür. Ebenso lässt sich an vielen Stellen beobachten, dass Unternehmen weiterhin an ihren starren Prozessen und Strukturen festhalten, obwohl gerade jetzt schnelle Lösungen gefordert sind. Hier helfen wir gerne dabei, sie zu einer agileren Arbeitsweise, Stichwort: Scrum, zu befähigen und mit ihnen gemeinsam sichtbare Erfolge zu entwickeln. Anstatt den Kopf in den Sand zu stecken, gilt es jetzt umso mehr, Chancen zu erkennen und kurzfristig zu nutzen.
Gibt es noch weitere Chancen und Möglichkeiten – insbesondere durch digitale Lösungen und Tools –, die sich Unternehmen jetzt bieten?
Endlich, und das ist längst überfällig gewesen, wächst das Bewusstsein für digitale Lösungen. So haben wir beispielsweise vermehrt Anfragen von Kliniken für unsere Mitarbeiter-App erhalten und durch die Krise bereits neue Kunden gewonnen. Zugleich wird der Trend weiter in Richtung vernetzter Lösungen und Systeme gehen, die initial zwar etwas teurer sind, dafür jedoch im täglichen Doing eine spürbare Entlastung bringen. Auch gilt es in Zukunft, vermehrt auf Schnittstellen, anstatt Aushilfen zu setzen, sodass Copy-and-Paste-Arbeiten endgültig ein Ende haben. Eine weitere Chance ist, Web-Meetings mit Kunden zu etablieren und dadurch die Auto- oder Bahnfahrt zu reduzieren. Das soll aber nicht heißen, dass Face-to-Face-Treffen der Geschichte angehören. Im Neukundengeschäft setzen wir weiterhin auf eine vertrauensvolle Kundenbeziehung – und dafür ist ein erster persönlicher Kontakt als Basis enorm wichtig. Hier finden nun in diesen Wochen, natürlich mit dem nötigen Abstand, wieder die ersten Kunden-Workshops statt. Daher schauen wir positiv nach vorne!
Vielen Dank, Herr Hornen, für Ihre Zeit und die interessanten Einblicke!
Alexander Hornen schafft Durchblick und Strukturen für ein agiles Team, das digitale Produkte entwickelt. Er ist Geschäftsführer der L.N. Schaffrath DigitalMedien GmbH und für Strategie, Marketing und Vertrieb verantwortlich. Schon seit 1998 erkundet er die Potentiale digitaler Welten und Synergien mit gedruckten Medien. Schaffrath überzeugt Menschen durch kluge Lösungen im Rahmen moderner Medienentwicklung und -produktion. Neben Druck, Postpress und Fulfillment mit neuester Technologie leistet der Traditionsbetrieb seit 25 Jahren auch die Entwicklung digitaler Services von Website bis App.
Schaffrath DigitalMedien arbeitet seit vielen Jahren mit Haufe zusammen. So nutzt Haufe unter anderem die Content-App-Lösung mobio, um Magazine in digitaler Form per Web und App auszuspielen. Darüber hinaus arbeitet die Digitalagentur mit Haufe Media Sales und Haufe NewTimes Hamburg im Bereich Design, Softwareentwicklung sowie Publishing zusammen.
Möglichkeit zur Vernetzung:
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